2015 Abenteuer Weserbergland

Unser Küken war es, das den Anstoß für die zweite Ausfahrt des Jahres gab – und wieder einmal begab es sich, dass wir zu dritt unterwegs waren. Diesmal gesellten sich Ulli und ihre R1100 GS zu Jeannette und ihrer Fazer sowie Kirsten, die diesmal ihr klassisches Schätzchen, die Clubman, durch die Kurven treiben wollte.

Es hatte sich ja schon im Vorfeld abgezeichnet, dass es ein heißer, heißer Tag werden würde. So griffen wir gerne Jeannettes Idee auf, uns mit Badezeug auszurüsten und dank Tante Googles Unterstützung fand Kirsten bei der Tourenplanung dann auch etwas Passendes. Zunächst einmal jedoch hieß es warten. Kirsten und Ulli hatten sich pünktlich an der ARAL-Tanke nahe der Anschlusstelle Hildesheim eingefunden; das Küken Jeannette jedoch ließ auf sich warten. Manchmal führen Navis eben doch ganz schön in die Irre… Und so’n Tankstellenvordach bietet bei derlei klimatischen Verhältnissen auch nur begrenzt Kühlung…

In weiser Voraussicht führte die Tour uns dann zunächst nach einem gemütlichen Törn über die waldigen Kurven des Roten Bergs und einem ausführlichen Tankstellen-, Frühstücks-, Eis- und Klönstopp in Alfeld durch die schattigen Wälder des Ith und durch den Solling Richtung Weser. Dort beschlossen wir, erst einmal Abkühlung zu suchen und den Badesee an der Freizeitanlage Höxter-Godelheim anzusteuern. Was für eine tolle Idee von dir, Jeannette!!!! Rauf auf den Parkplatz, raus aus den Motorradklamotten, rein ins Badezeug und das erfrischende Nass! Herrlich!!! Eine schöne Anlage ist es, die dort an den Kiesteichen geschaffen wurde. So hielten wir es lange aus im Gras unter den Bäumen, mit Blick übers Wasser auf die Sandstrände. Nur wenige Schritte trennten uns von den Moppeds und dem durchaus akzeptablen Klohäuschen in der einen und dem Seeufer in der anderen Richtung. Die Beweisfotos für unsere Pirelli-Kalender-Bewerbung (nicht, was ihr denkt, aber im Badeanzug auf’m Mopped kommt bei uns auch nicht so häufig vor!) sind leider noch nicht bei der Schreiberin an gekommen… Irgendwann jedoch nahm der Hunger überhand und so nahmen wir unser eigentliches Ziel ins Visier.

Wie schon im letzten Jahr machte Kirsten ihre (diesmal anderen zwei) Mitfahrerinnen mit der Tonenburg bekannt, jener wunderschönen mittelalterlichen Burganlage direkt an der Weser, in deren Anlage sich ein weithin bekannter Motorradtreffpunkt samt Veranstaltungsräumen etabliert hat. Ulli und Jeannette hatten sich in weiser Voraussicht mit Flipflops und Leggings bzw. knitterfreiem Röckchen ausgestattet, nur Kirsten musste im Leder leiden… Auch hier, wie schon am Badesee, fiel uns auf, dass die meisten Menschen wohl vor der Bullenhitze kapituliert und sich gar nicht erst hinaus gewagt hatten. Der Parkplatz, der sonst voller Motorräder steht, bot noch reichlich Platz für unsere drei Moppeds und es war gar kein Problem, auf der Terrasse ein schattiges Plätzchen zu finden. Dort labten wir uns an Rhabarberschorle, Tonenburgern und Matjes, saßen die zwei Nieselschauer aus, die dann doch irgendwann einsetzten, und redeten wieder aufs Ausführlichste Blech, Kinderkram und was uns Frauensleute sonst noch so bewegt.

Als wir uns dann so gegen fünf Uhr nachmittags wieder auf die Reifen machen wollten, lauerten im Hintergrund leider schon ein paar düster wirkende Wolken. Da, wo wir hin wollten, war es jedoch noch hell, so dass wir guten Mutes wieder aufbrachen. Kirsten lud Jeannette und Ulli noch zu einer Kreuzfahrt ein (bei Polle kreuzten wir per Gierseilfähre die Weser) und konnte es sich nicht verkneifen, noch einige Kilometer am großen Fluss entlang zu cruisen – als Exilhamburgerin braucht frau das gelegentlich…

Immer noch fuhren wir dahin, wo es hell war, und immer vor der Wolke her – leider erwies sie sich dann doch als schneller und mitten im Ith ging mitten im Regenklamotten-Anziehen die Welt unter. Aber wie! Ullis Vorschlag, sich bei einer Tanke unterzustellen, taugte insofern nicht viel, als es in Grünenplan keine gibt. So tastete Kirsten sich halbblind vor, um einen geeigneten Unterstand zu finden, aber als sie die Clubman spontan unter das Vordach einer im Augenwinkel erspähten Zimmerei lenkte, fehlte von den anderen beiden jede Spur. Ein Blitz folgte dem nächsten, der Donner grollte pausenlos, Sturmböen pfiffen und der Regen hatte Sintflutformat. Als der Schauer endlich langsam nachließ, das Gewitter aber noch keineswegs eine Weiterfahrt erlaubte, kam sogar eine WhatsApp-Nachricht an. Irgendwo mussten Ulli und Jeannette stehen! Eine Antwort war aber leider nicht möglich, denn es gab kein Netz; telefonieren und WhatsAppen waren nicht drin. Just in dem Moment, als Kirsten sich aufmachen wollte, die anderen zu suchen, fuhren sie jedoch auf der Hauptstraße vorbei und bogen ordnungsgemäß um die Ecke Richtung Alfeld. So sollte Jeannettes Navi doch noch zu etwas gut sein! Es dauerte dann jedoch noch ein, zwei Kilometer, bis Ulli merkte, wer sich da hinten dran gehängt hatte, und Jeannette erkannte dies erst viele Kilometer später an der roten Ampel bei Alfeld. Bei der Nässe und der vielen rutschigen Botanik erschien es schlauer, sich an die Bundesstraßen zu halten, so dass wir zu dritt der B3 bis Elze folgten, wo Ulli und Jeannette weiter Richtung Hannover fuhren, Kirsten jedoch auf die B1 abbog und statt schöner Kurven lieber den sicheren Weg über die Bundesstraße wählte. Selten war die Erleichterung beim Heimkommen so groß!